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Gemeinsamkeit und Unterscheidung

Gemeinsamkeit und UnterscheidungEine Entität hat genauso viele Facetten, wie Entitäten, die mit ihr interagieren. Die Summe dieser Facetten ergibt die Entität an sich – die Identität, die nur sich selbst vollständig erfahren kann. Daraus folgt das Paradoxon: Was wir gemeinsam haben unterscheidet uns zugleich.

Eine Facette in jeder Realität

Nach der Interaktionstheorie hat jede Entität genauso viele Ausprägungen, wie Interaktionen, die sie differenzieren. Jede Entität, mit der man interagiert, steht für die Teil-Identität im jeweiligen Universum – in der Entität-Realität. Dies gilt natürlich auch für den Menschen in beiderlei Hinsicht: Jeder Mensch, zu dem man ein soziales Verhältnis hat, interagiert eine Facette der Persönlichkeit vice versa. Natürlich betrifft dies ebenso Interaktionen mit allen anderen Entitäten. Dieser Umstand offenbart eine scheinbar paradoxe Eigenschaft der Existenz: Was wir gemeinsam haben unterscheidet uns zugleich.

Mensch und Bedeutung

Das was wir miteinander teilen, unterscheidet uns zugleich: ein Paradoxon nach der Interaktionstheorie.

Das was wir miteinander teilen, unterscheidet uns zugleich: ein Paradoxon nach der Interaktionstheorie.

Wenn wir zur Veranschaulichung beim Menschen bleiben, und einen beliebigen Begriff wählen, wird dies augenscheinlich: die Menschen sind sich wohl zumeist einig, wenn Sie Sprache verwenden. Denn wenn das nicht so wäre, so wäre es keine Sprache. Ein Begriff, wie beispielsweise das Motiv, beschreibt etwas, das die Meisten verstehen: der Grund, weshalb man etwas tut. Wir wissen also alle, was ein Motiv ist, wenn wir davon sprechen, und wir alle oder fast alle gehen wohl davon aus, dass es ein jeder hat, der eine Handlung durchführt. Nun ist es paradox, dass wir alle zumindest ein Motiv haben, womit wir dies gemeinsam haben. Da allerdings jedes Motiv sich vom anderen unterscheidet, hat auch jeder eine andere Vorstellung, was genau ein Motiv ist: Was wir gemeinsam haben unterscheidet uns zugleich. Hätten nur zwei Menschen das exakt selbe Motiv, so wären sie dieselben. Natürlich können Motive sehr ähnlicher Natur sein, so wie sich Menschen ähnlich sein können.

Gemeinsamkeit und Unterscheidung

So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind ihre Motive. die Motiv-Entität hat für jeden Menschen eine eigene Gestalt. Das Motiv im menschlichen Kontinuum hat also genauso viele Facetten, wie es Menschen gibt. Die Summe dieser Facetten ergibt das Motiv an sich – die Motiv-IdEntität, die nur sich selbst vollständig erfahren kann. Alle anderen Entitäten, die mit ihr interagieren, können nur ihre eigenen Interpretationen der Motiv-Entität erfahren. Wären diese Entitäten alles andere, so wären sie dasselbe.

Die UnEndliche Möglichkeit der IdEntität

Unendliche MöglichkeitDie multidimensionale Variabilität der Identität hat die Unendlichkeit und Endlichkeit der Existenz zugleich zur Folge.

Stets weisen aus dem Jetzt unendlich viele neue Handlungswege in die Zukunft. Alle möglichen Handlungswege zu jeder Zeit stehen so für alle möglichen Entitäten – also alle möglichen Ausprägungen der Existenz. Der Identität – also DIR – ist es möglich, potentiell jeden dieser möglichen Wege einzuschlagen. Tatsächlich möglich einzuschlagen ist jedoch nur ein Einziger. Deine subjektive Wirklichkeit entspricht jenem Weg den du, also jene Ausprägung der Existenz, welche dein einzigartiges Interaktionsverhältnis darstellt, einschlägst. Die Verwirklichung aller Potentiale ist dir unmöglich – sie überfordert das Ego. Dennoch ist sie zugleich real, denn jedes mögliche Interaktionsverhältnis ist auch verwirklicht. Jede differenzierte Entität entspricht einem Solchen.

Subjektiv realisieren kann die Identität nur eine Wirklichkeit. Da nach der Interaktionstheorie jede Entität unterschieden wird als eine Identität für sich in der Transzendenz, folgt dass tatsächlich jede Wirklichkeit existent ist. Jede Entität interagiert eine subjektive Wirklichkeit. Die Summe aller möglichen Wirklichkeiten ist das interaktive Multiversum.

Die Identität stellt nicht jede mögliche Existenz dar: Sie definiert sich durch das einzigartige Verhältnis der Interaktion zwischen Immanenz und Transzendenz, und die Dynamik der multidimensional variablen Interaktionsverhältnisse der Immanenz mit den aus der Transzendenz differenzierten Entitäten.

Unendliche IdentitätDiese Definition entspricht im Falle des Menschen im psychosozialen Kontinuum, seiner Persönlichkeit.

Vergangenes und zukünftiges Selbst

Das Jetzt ist der Weg, ist die Determinierung der Identität. Du bist immer jetzt. Dein vergangenes und zukünftiges Ich sind Entitäten, welche sich vom Selbst, von deiner Identität unterscheiden, sind Entitäten, die mit dir im mentalen Kontinuum interagieren. Wenn eine menschliche Identität über ihre Vergangenheit nachdenkt oder über ihre Zukunft, dann interagiert sie also mit transzendenten Entitäten – denn sie unterscheiden sich vom Selbst im Jetzt.

Trennung und Verbindung zugleich

Die Identität, das Jetzt, ist die Trennung und Verbindung zugleich vom zukünftigen Selbst und vom vergangenen Selbst, ebenso wie die Trennung und Verbindung von allen anderen Dingen, die nicht das Selbst sind. Diese Determinierung im Jetzt ist Trennung und Verbindung an sich: der Nexus. Ohne dieses individuelle Interaktionsverhältnis verschwindet das Ego- die Identität löst sich auf: Sie schlägt alle möglichen Wege ein, Sie ist alles – sie bleibt Existenz.

Alles existiert – und alles was existiert ist die Summe aller Möglichkeiten. Identität hat so viele Ausprägungen wie Entitäten existieren, die sie interagieren: Existenz steht für alle möglichen Interaktionsverhältnisse. Alles was existiert, ist ein Nexus, ein einzigartiges Verhältnis aus Immanenz und Transzendenz. Alles was ist steht für jeden Weg, für jedes Potential dass jemals existierte, existiert und existieren wird.

 

Thomas Heindl, 2016

Menschliche Existenz: Bewusstsein, Ich und das Selbst.

Begriffe wie Bewusstsein, das Ich oder das Selbst, sind menschliche Beschreibungen für Aspekte der Existenz: Beschreibungen für solche Ausprägungen, welche Formen und Eigenschaften aufweisen, die sich selbst als menschlich erkennen. Ist es aber tatsächlich das, was menschliche Existenz ausmacht?

Und ist die Hervorhebung dieser Aspekte nicht ein Trugschluss, bedingt durch unsere Limitierungen?

Menschliche Existenz historisch... Bild quelle: Von Human_evolution_scheme.svg: M. Gardederivative work: Gerbil (talk) - Human_evolution_scheme.svg, CC BY-SA 3.0, $3

Menschliche Existenz – wie diese aussieht und was sie ausmacht hat sich in usnerer Geschichte stark gewandelt.

Ich bin ein Mensch – der Zirkelschluß menschlicher Existenz

Dieser Ausprägung ist ausschließlich eben der Mensch bekannt als eine solche Ausprägung des Seins, die von sich aus menschliche Sprache nutzt, und die daher überhaupt die Frage nach dem Sein erst stellen kann, da das Sein Teil der menschlichen Sprache ist.

Der in diesem Fall in deutsche Sprache formulierte Gedanke: „Ich bin ein Mensch“, beschreibt im Grunde, was existent sein bedeutet in einer solchen Variante, eine, die eben dazu in der Lage ist, auf diese Weise die eigene Existenz zu beschreiben, oder dies so tun würde, wenn Sie voll funktionsfähig wäre.

Menschliche Existenz: Bewusstsein in der subjektiven Realität

Das was wir sind, ist Teil jener Wirklichkeit, die sich durch die Interaktion unseres immanenten Seins mit unserem transzendenten Sein manifestiert. Die subjektive Realität entsteht mit Hilfe jener Werkzeuge oder Aspekte, die dieser Form der Existenz, dieser Entität, zur Interaktion zur Verfügung stehen. Hätten wir andere Werkzeuge, wäre unsere Wirklichkeit eine andere und damit auch unser Selbst, unser ich und unser Bewusstsein.

Alles ist anders als alles Andere

Es ist sinnlos, sich dadurch zu definieren, dass das, was man nicht ist, anders ist als man selbst, denn alles ist anders als alles andere, wodurch es letztlich wieder gleich wird. Ebenso sinnlos ist es, aufgrund dieses menschlichen Bewusstseins, dass sich aus dieser Ausprägung von Existenz ergibt, von generellem Bewusstsein als alleinige menschliche Eigenschaft auszugehen und deshalb darauf zu schließen, besonders zu sein. Denn wir sind nicht mehr und nicht weniger besonders als alles andere, dass existiert, was uns letztlich ganz gewöhnlich macht. Die subjektive Bewertung, die eigenen existentiellen Eigenschaften als besser, oder überlegen zu definieren, ist ein Trugschluss: Es gibt keine weitere Instanz, mit der sich ein Vergleich ergeben könnte. Da ist nichts anderes, dass so ist, wie etwas ist, sonst wäre es dasselbe.

Annäherung und Vereinigung

Erstaunlicher Weise, ist es uns wohl unmöglich, uns eindeutig mitzuteilen, da unsere Formen der Kommunikation nur innerhalb unserer uns relativ nahe Kommenden möglich sind. So sind wir, bedingt durch die Wahrnehmung der Individualität, niemals zur angestrebten Vereinigung fähig, sondern zur Annäherung. Es wird so lange ein Nexus vorhanden sein, wie wir nach Einheit streben. Mit dem Nexus wird auch das Bewusstsein verschwinden, das Ich und das Selbst.

Nexus und beständige Transformation  – AUCH menschlicher Existenz

Die Stabilität oder Kontinuität dieses Selbstbewusstseins, dieses Ich, ist Illusion. Kontinuierlich und unendlich variabel ist die Existenz an sich, der Nexus (Schnittstelle), welcher die Wirklichkeit erzeugt, die das Selbst im Jetzt erfährt. Das was diese Schnittstelle verbindet, das Innere und das Äußere, ist permanente Interaktion, welche die subjektive Existenz überhaupt erst möglich macht. Und eben durch diese notwendige Interaktion vollzieht sich ständige Veränderung. Transformation ist existentiell. Der Nexus bleibt. Er ist das Jetzt, das Existenz erfährt. Das Diesseitige und das Jenseitige dasein, es bleibt ebenso – Immanenz und Transzendenz, getrennt und verbunden zugleich durch den Nexus. Welches Verhältnis jedoch dieser Nexus bildet, ändert sich mit jedem interaktiven Prozess, mit jedem Augenblick, mit jeder multidimensionalen Position, die er einnimmt. Mit jedem möglichen Aspekt der Existenz.

Thomas Heindl, 2016